Die Geschichte von Qoyllor und Ukuku

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Die Geschichte von Qoyllor und Ukuku

Die Geschichte von Qoyllor und Ukuku
Die Geschichte von Qoyllor und UkukuNameDie Geschichte von Qoyllor und Ukuku
Type (Ingame)Auftragsobjekt
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DescriptionEin altes Volksmärchen aus Natlan, das ehedem mündlich überliefert wurde. Der ursprüngliche Autor ist im Dunkel der Geschichte verloren.
Es war einmal vor langer Zeit, da leuchtete der dunkle Stern genauso hell wie die anderen Sterne, die ihr heute seht. Damals führten die Stämme ein Leben, das dem heutigen gar nicht so unähnlich war ... Für euch mag dieses Leben allzu vertraut sein, vielleicht findet ihr es unbedeutend und ein wenig langweilig. Aber für Qoyllor, die auf jenem Stern wohnte, war es keineswegs so ... Qoyllor lebte auf dem Stern, der dem Stamm am nächsten war, aber ihre Geschwister waren weit von ihr entfernt. Sie war wie ihr, stets neugierig auf das Unbekannte. So wie wir Menschen den Sternenhimmel bestaunen, beobachtete sie von ihrem Stern aus mit Interesse die Stämme auf der Erde.
Aber eines Tages, als Qoyllor sich zu weit vornüberbeugte, fiel sie unversehens vom Himmel herab. Der Stern, der auf die Erde stürzte, verlor seinen einstigen Glanz. Auch Qoyllors Kraft zerbrach in Stücke und verteilte sich allerorten. Als ihr Vater, die Sonne, ihr diese Kraft verlieh, ermahnte er sie, sorgsam damit umzugehen. Doch nun, da sie diese Kraft verloren hatte, konnte sie nicht mehr in den Himmel zurückkehren! Qoyllor fand, dass das Leben auf der Erde, von ihrem Stern aus betrachtet, sehr interessant ausgesehen hatte. Aber jetzt, da sie ihr früheres Leben aufgegeben hatte, um ein Teil davon zu werden, war alles gar nicht mehr so verlockend ...
Qoyllor wanderte lange Zeit einsam durch die Wildnis und erlebte viele gefahrvolle Situationen. Der Wald war damals sogar noch gefährlicher als heute, doch dort fand sie nichts. Eines Tages stieß sie zufällig auf Ukuku, den Jäger des Stammes, und da wendete sich das Blatt. Ukuku war ein Krieger von Bärenstatur, kräftig und ebenso wortkarg. Als er von Qoyllors Geschichte erfuhr, versprach er, ihr zu helfen, die verstreuten Splittern ihres Sterns zu finden und sie nach Hause zu bringen. Er erklärte, dass er ein erfahrener Jäger sei, der wisse, wie man jagt, und dass er sich natürlich auch mit Suchtechniken bestens auskenne.
So reisten sie gemeinsam weiter. Sie erklommen steile Berggipfel und wagten sich in tiefe Felsschluchten. Sie überwanden zahlreiche Gegner und gewannen viele Freunde. Unter der fürsorglichen Obhut von Ukuku gewöhnte sich Qoyllor allmählich an das Leben auf der Erde. Sie wurde wie eine von uns ... und vielleicht sogar besser als manche von uns. Sie jagte, kämpfte, rastete mit den Sauriern und erzählte den Kindern des Stammes wunderbare Begebenheiten, die sie von Geschichtenerzählern gehört hatte. Sie aß Tatacos und jagte die Monetoo. Nur manchmal, in den dunklen Nächten, die nicht von Graffiti-Lichtern erhellt waren, blickte sie zu den funkelnden Sternen am Nachthimmel und erinnerte sich an ihre ferne Heimat. Nun war sie weiter von ihren Geschwistern entfernt als jemals zuvor. Ob diese wohl auch an sie dachten?
...
Nach Jahren ergebnisloser Suche kam Qoyllor ein Gedanke: Vielleicht haben Vögel, Bestien und Schlangen ihre zerstreuten Kräfte längst gefunden und sich zu eigen gemacht, so wie sie selbst sich bei den Stämmen auf der Erde eingelebt hatte? Als sie Ukuku fragte, ob er müde sei, einem Ziel nachzujagen, das so ungreifbar wie ein Trugbild im Nebel war, antwortete er nur mit „Entschuldigung“. „Was für ein wortkarger Jäger! Aber von wahrhaft gutem Herzen.“ Ganz abgesehen davon, dass diese Suche von Anfang an planlos und beschwerlich war, hatte Ukuku eigentlich keinen Anteil daran, seine Entschuldigung war also gänzlich unbegründet. Qoyllor dachte nur, dass dieser schweigsame Jäger einfach zu gutherzig war und dachte daran, wie aufmerksam er stets für sie gesorgt hatte ...
Nach einiger Zeit gründeten Qoyllor und Ukuku eine Familie und ließen sich in einem Winkel des Stammes nieder. Die Nachgeborenen des Stammes wussten nicht einmal, dass eine ihrer Nachbarinnen einst von den Sternen herabgefallen war! Qoyllor besaß eine angeborene Heiterkeit und was sie nicht ändern konnte, nahm sie gelassen hin. Obwohl ihre Heimat unerreichbar weit entfernt war, sahen die funkelnden Sterne aus, als würden ihre Geschwister ihr zuwinken, und das machte sie glücklich. Ukuku jedoch, der seinen Wunsch erfüllt sah, wurde verschlossener und nachdenklicher als zuvor. Manche meinten, es liege in seiner Natur, andere vermuteten, dass er sich immer noch schuldig fühlte, weil er das Versprechen an Qoyllor nicht einhalten konnte ... Jede dieser Erklärungen hatte ihre Berechtigung, aber ihr wisst ja, wenn jemand ein unaussprechliches Geheimnis in sich trägt, wirkt er oft melancholisch, und so war es auch bei Ukuku.
Was genau Ukukus Geheimnis war, möchte ich an dieser Stelle noch verschweigen. Wenden wir uns vorerst noch einmal den Nachbarn zu. Man sagt ja, dass gute Nachbarn besser sind als entfernte Verwandte. Im Stammesleben sind wir stets auf die Unterstützung unserer Nachbarn und Freunde angewiesen. Wie es der Zufall wollte, hatten die beiden Pochica zum Nachbarn, der ein missgünstiger Geist war und ständig im Zwist mit Ukuku lag. Er legte Ukuku oft Steine in den Weg, aber solange Ukuku ihn ignorierte, blieb der Frieden gewahrt. Bis Qoyllor in den Stamm kam, war alles noch einigermaßen friedlich gewesen. Doch Qoyllors Ankunft entfachte einen Funken des Neids in Pochicas Herzen, war dieser Funke schwerlich zu löschen. „Ukuku ist ein gutherziger Mann, und jemand von solchem Gemüt setzt stets das Wohl anderer vor sein eigenes.“ Pochica wusste wohl um die Wertschätzung der anderen Stammesmitglieder für Ukuku, aber er hatte seine eigene Meinung. „Wie langweilig ist das denn! Aber ich kann das zu meinem Vorteil nutzen, das erleichtert die Sache ungemein.“
Pochicas gemeiner Plan war denkbar einfach: Er streute immer wieder beiläufig ein paar Lügen über Ukuku in Qoyllors Ohren. Nun fragt ihr euch bestimmt, wie so ein plumper Trick Erfolg haben konnte, nicht wahr? Aber vergesst nicht, Qoyllor war von ungewöhnlicher Herkunft und Ukuku verhielt sich in letzter Zeit nicht nur schweigsam ... „Ach, sieh an, du gleichst einem Vogel, dem man die Federn gestutzt hat.“ Wann immer Pochica mit Qoyllor sprach, gab er sich vertraulich und fürsorglich. „Früher hat er das immer so gemacht: Wenn ihm ein Vogel gefiel, hat er ihm die Flügel gestutzt und ihn in einen Käfig gesperrt, damit er nicht wegfliegen konnte. Traurig, so traurig!“
Anfangs maß Qoyllor dem bösen Gerede ihres missgünstigen Nachbarn keine Bedeutung bei. Doch nachdem sie es über Jahre hinweg angehört hatte, begann sich langsam Misstrauen in ihr Herz einzuschleichen. Sie wollte wissen, was Ukuku wirklich dachte, hatte aber Angst, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen, und versuchte es daher mit ein paar scherzhaften Anspielungen. Aber Ukuku traute sich nicht, darauf einzugehen, und verhielt sich entweder ausweichend oder zeigte seine übliche düstere, schweigsame Miene.
Wenden wir uns nun dem Geheimnis zu, das Ukuku tief in seiner Brust verwahrte. Dieses ganze Verhalten verstärkte nur Qoyllors Argwohn, denn sie hatte eine neugierige Natur, sonst wäre sie schließlich nie vom Stern herabgefallen. Unter ihrem beharrlichen Drängen gestand Ukuku bald sein Geheimnis: Auf ihren früheren Reisen hatte er einige Sternensplitter gefunden, womit das für Qoyllor unerreichbare Ziel tatsächlich in greifbare Nähe rückte. Aber zu der Zeit hatte Ukuku bereits Gefühle für sie entwickelt. Der Gedanke, dass sie, sobald alle Splitter gefunden wären, zu den Sternen zurückkehren könnte und sie sich niemals wiedersehen würden ...
Es ist meine Auffassung, dass das Handeln gegen die eigene Natur nie von Dauer sein kann, und Ukuku war da keine Ausnahme. Als er sein Geheimnis schließlich offenbarte, schien ihm eine Bürde genommen worden zu sein und selbst der sonst so traurige Ausdruck auf seinem Gesicht wurde etwas heiterer. Doch als Qoyllor seine Beichte hörte, fühlte sie nur Trauer und Wut. Täuschung und Verrat waren ihr bisher fremd gewesen, doch nun hatte sie ihre bittere Erfahrung gemacht.
Sie war wirklich wie ein Vogel mit gestutzten Flügeln! Bei diesem Gedanken konnte Qoyllor ihm noch weniger verzeihen. Wir wissen alle, dass tiefes Vertrauen nicht über Nacht wächst, aber in einem Wimpernschlag zerstört werden kann. Qoyllor verlangte von Ukuku, die verborgenen Sternensplitter herauszugeben, doch Ukuku weigerte sich. Er wollte sie einfach nicht verlieren und glaubte, wenn er sie nur bei sich behielte, könnte sich die Sache vielleicht noch zum Besseren wenden. Aber das war zweifellos ein eingebildeter Gedanke. Jeder von uns kennt Dinge, die er nicht verzeihen kann, und für Qoyllor waren Täuschung und Verrat das Unverzeihlichste.
Qoyllor ließ sich nicht zum Bleiben bewegen und verließ den Stamm, den sie einst als ihr Zuhause betrachtet hatte. Sie kehrte in jene ungezähmte Wildnis zurück, wo sie einst verloren umhergeirrt war. Doch diesmal war es anders, da sie nun wusste, was zu tun war. Wie eine wahre Tochter Natlans hinterließ sie gewaltige Graffiti auf der weiten Erde. Wie groß diese Graffiti waren? Zwar sind sie heute nicht mehr zu erkennen, aber den Zeitzeugen zufolge könnten sie größer als ein Vulkan gewesen sein! So gigantische Graffiti hätte man vermutlich selbst von der Sonne aus hätte sehen können. Und genau das war es, was sie im Sinn hatte. Es war ihr egal, ob jene verlorene Kraft nun von Ukuku versteckt oder von Tieren und Insekten absorbiert worden war ... Sie konnte sich immer noch auf ihren Vater verlassen, der ihr diese Gabe zuteilwerden ließ, und war bereit, jede Bestrafung dafür zu ertragen.
Tatsächlich erblickte die Sonne, Qoyllors Vater, ihren Hilferuf und holte sie bald wieder in den Himmel zurück. Der Stern, der seiner Macht beraubt worden war, verblasste seitdem und war, wenn man nicht genau hinsah, kaum noch zu erkennen. Ob Qoyllor wohl wieder wie einst auf die Erde hinabschaut und das Treiben der Menschen betrachtet? Ich kenne die Antwort auf diese Frage nicht, aber gewiss ist, dass sie wieder bei ihren zahlreichen Geschwistern war, an einem Ort, den selbst die mächtigsten Iktomisaurier nicht zu erreichen vermögen.
Der zurückgebliebene Ukuku hatte durch seine Täuschung und seinen Verrat den Zorn der Sonne erregt, weshalb die Sonne seine Augen mit goldenen Pfeilen blendete. Fortan verbarg sich die Sonne hinter den Wolken, sobald er erschien, und spendete ihm keinen Lichtstrahl mehr. Selbst ihr Kind, der zu jener Zeit noch junge Kuntur, wurde in Mitleidenschaft gezogen. Bis zu seinem Heranwachsen vermochte er es nicht, mit einem einzigen Saurier Freundschaft zu schließen. Welche Abenteuer Kuntur später noch erlebte, ist jedoch eine andere Geschichte.

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